26 Apr '25

Wo ist der Notfallort?: Warum präzise Angaben unter der 112 künftig noch wichtiger werden

Zahlreiche Orte tragen denselben Namen. Ein Fall aus Sachsen zeigt, welch fatale Folgen das am Notruf haben kann. Wegen eines neuen Verbundes werden präzise Angaben unter der 112 künftig noch wichtiger.

Stockum, Völlinghausen, Breitenbruch, Berge, Bruchhausen, Herscheid, Merklinghausen, Olpe, Sundern, Voßwinkel – eines eint diese Ortsnamen: Es gibt sie mindestens zweimal in Südwestfalen. Den Ort Berge gibt es sogar viermal – in Anröchte, Halver, Medebach und Meschede; Völlinghausen gibt es allein im Kreis Soest doppelt, in Möhnesee und Erwitte.

Diese Häufung gleicher Ortsnamen wird für die Mitarbeiter der Soester Rettungsleitstelle künftig zur zusätzlichen Herausforderung – denn bald kümmern sie sich manchmal auch um Notrufe aus dem Hochsauerlandkreis, dem Märkischen Kreis sowie den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein. Umso mehr sind sie dann auf genaue Infos derer angewiesen, die die 112 wählen. Ein Fall aus Sachsen zeigt, welch dramatische Folgen die Verwechslung zweier Ortsnamen haben kann.

Gleicher Ortsname, falsche Feuerwehr

Am Abend des 30. März erreichte eine Leitstelle in Sachsen, die für die Stadt Chemnitz sowie die Landkreise Erzgebirge und Mittelsachsen zuständig ist, die Meldung über einen Wohnhausbrand in Clausnitz. Die Leitstelle alarmierte jedoch die Feuerwehr in Claußnitz – 60 Kilometer entfernt. Zehn Minuten später fiel der Fehler auf, die richtige Feuerwehr wurde alarmiert. Bei dem Feuer starben zwei Senioren. Ob sie bei einem schnelleren Eintreffen der Feuerwehr hätten gerettet werden können, ist nicht bekannt. Der Vorfall werde „genauer ausgewertet“, sagte ein Sprecher der Stadt Chemnitz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Auch beim Kreis Soest ist der Fall bekannt, erklärt Sprecherin Susanne Schulte-Nölle: „Intern wird dieser Fall gerade evaluiert.“

Im Verbund: Leitstellen helfen sich bei Großlagen oder Totalausfällen

Dass die Soester „Notruf-Bearbeiter“ künftig 112-Anrufe aus allen fünf südwestfälischen Kreisen „am Ohr“ haben können, liegt am „Leitstellenverbund Südwestfalen“, dem der Kreis Soest beigetreten ist. Laut Angaben von Kreissprecherin Susanne Schulte-Nölle liegen die Vorteile des Verbundes auf der Hand: Wird die Rettungsleitstelle beispielsweise während Hochwasser oder Sturm mit Anrufen überrannt, können Notrufe von Menschen aus dem Kreis Soest auch in den anderen südwestfälischen Leitstellen angenommen und in einen Rettungseinsatz verwandelt werden. Auch, wenn die Soester Leitstelle – aus welchen Gründen auch immer – ausfällt, können südwestfälischen Leitstellen-Nachbarn übernehmen.

Heißt: Im Verbund helfen die Leitstellen sich gegenseitig. Heißt aber auch: Wer den Notruf wählt, muss ganz genau schildern, wo sich der Unglücksort befindet, denn im Zweifel weiß der Disponent nicht, dass der Anrufer gar nicht vom Stockum am Möhnesee spricht, sondern Sundern-Stockum meint.

„Wo genau ist der Notfallort?“

„Eine ähnliche Problematik haben wir derzeit schon mit bestimmten Straßen, wie beispielsweise der Bahnhofstraße“, erklärt Susanne Schulte-Nölle. Jeder Notruf beginne daher mit der Frage: „Wo genau ist der Notfallort?“ Vom Anrufer werde grundsätzlich erwartet, dass er neben dem Ortsteil auch den Ort benennt. Im Zweifel hake der Disponent nach, so die Kreissprecherin.

Text und Foto: Daniel Schröder (Soester Anzeiger)

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